(Neu: Gesellschafter einigen sich auf Hapag-Lloyd-Rettungspaket)

    HANNOVER (dpa-AFX) - Der weltgrößte Touristikkonzern Tui
<TUI1.ETR> ächzt unter seiner noch verbliebenen Beteiligung an
Hapag-Lloyd und
einem wegen der Wirtschaftskrise schleppend verlaufenden Kerngeschäft.
Im zweiten Quartal musste Tui einen immensen Verlust verkraften, der
vor allem auf die noch verbliebene 43-prozentige Beteiligung an
Hapag-Lloyd zurückgeht. Bei der derzeit strauchelnden
Containerschifffahrt-Tochter ist allerdings eine Lösung in Sicht. Mit
einer Entscheidung zur Staatshilfe, mit der ein Großteil der knapp
zwei Milliarden Euro großen Finanzlücke gestopft werden soll, sei im
September zu rechnen, sagte Finanzvorstand Rainer Feuerhake am
Donnerstag in Hannover. Am Aktienmarkt wurde vor allem die Hoffnung auf
eine baldige Lösung bei Hapag-Lloyd gefeiert. 

    Tui hatte aber nicht nur Probleme mit Hapag-Llyod. Auch in den
anderen noch als Kernbereich definierten Sparten verdiente das
Unternehmen weniger als vor einem Jahr und ruderte auch beim Ausblick
auf das Ergebnis im Stammgeschäft etwas zurück. "Für das
Kerngeschäft
Touristik wird im Rumpfgeschäftsjahr 2009 (Ende September) ein leicht
unter dem Vorjahr liegendes, operatives Ergebnis erwartet", hieß es.
Tui wird das Geschäftsjahr künftig auf den Zeitraum Oktober bis
September legen, um sich hier der Tochter Tui T<T7L.FSE>L.FSE>

anzupassen. Zuletzt hatte Tui noch eine stabile Entwicklung beim
operativen Gewinn im Kerngeschäft in Aussicht gestellt. 

TUI MUSS VERMÖGENSWERTE VERSILBERN

    Im zweiten Quartal stieg der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor
Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf den Firmenwert (EBITA) wegen
eines besseren Geschäfts der Tochter Tui Travel um 22 Prozent auf 106,6
Millionen Euro. Inklusive der anderen noch verbliebenen kleineren
Sparten und der Zentrale fiel das bereinigte EBITA um sechs Prozent auf
94,9 Millionen Euro. Um die nach wie vor angespannte Finanzlage zu
verbessern, will Tui jetzt Immobilien, Hotels und Kreuzfahrtschiffe
versilbern. Bis 2012 sollen die Vermögenswerte verkauft und zum
größten
Teil zurück gemietet werden.

    Der Umsatz in den fortgeführten Geschäftsbereichen fiel um 12
Prozent auf 4,18 Milliarden Euro. Unter dem Strich lag der Verlust des
Unternehmens zwischen April und Ende Juni bei 524 Millionen Euro nach
einem Minus von 127 Millionen Euro im zweiten Quartal des Vorjahres.
Im bis Ende 2009 laufenden Rumpfgeschäftsjahr rechnet Tui wegen des
hohen Erlöses aus dem Verkauf von Hapag-Lloyd allerdings weiter mit
einem positiven Ergebnis. Bis Ende Juni stand ein Überschuss von 82
Millionen Euro in den Büchern.  

HAPAG-LLOYD BRAUCHT MEHR GELD

    Größte Baustelle für Unternehmenschef Michael Frenzel, der den
Hannoveraner Konzern seit 1994 führt und in den vergangenen Jahren
mehrmals umgebaut hat, ist derzeit die Beteiligung an dem
Containerschifffahrt-Unternehmen Hapag-Lloyd. Frenzel hatte die erst vor
knapp
rund vier Jahren durch die Übernahme von CP Ships gestärkte Sparte
Anfang 2008 zum Verkauf gestellt, aber nicht komplett los bekommen. Das
Hamburger Unternehmen hat derzeit wegen der Wirtschaftskrise immense
Probleme und braucht dringend Geld. 

    Am Donnerstag kam heraus, dass Hapag-Lloyd mit 1,95 Milliarden Euro
rund 200 Millionen Euro mehr benötigt als bislang bekannt. Rund 1,2
Milliarden Euro soll der Staat über eine Bürgschaft bereitstellen. 750
Millionen Euro sollen von den Eigentümern kommen. Die Tui AG soll
sich ihrem Anteil entsprechend beteiligen. "Wir haben keine andere
Wahl", sagte Feuerhake. Doch innerhalb des Konsortiums "Albert Ballin",
das die Mehrheit an Hapag-Lloyd hält, gab es bis zuletzt Streit
darüber, wer wie viel tragen soll.

    Die Anteilseigner enigten sich am Donnerstag über Details der
Kapitalspritze. Demnach erhält Hapag-Lloyd eine Barkapital-Einlage.
Dabei
dürfte es sich um 420 Millionen Euro handeln. Die Erhöhung soll
proportional zu den Anteilsverhältnissen erfolgen. Außerdem werden
bereist
bestehende Kreditlinien in Eigenkapital beziehungsweise
Hybrid-Strukturen umgewandelt. Mit der Einigung kann nach Einschätzung
der
Gesellschafter nun umgehend der Antrag auf Ausfallbürgschaft bei der
Bundesregierung gestellt werden. Dabei dürfte es sich um ein Volumen
von 1,2 Milliarden Euro handeln. Der Antrag sollte noch am Donnerstag
von den Banken, die Hapag-Lloyd finanzieren, in Berlin gestellt
werden, wie die Deutsche-Presse Agentur aus Kreisen erfuhr. Die Einigung
steht allerdings noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der
jeweiligen Gremien der Gesellschafter und der Freien und Hansestadt Hamburg.

TUI-AKTIE SEIT JAHREN IM FREIEN FALL

   <MDAX.ETR>x  notierte Aktie, die im laufenden Jahr
bisher zu den schwächsten Standardwerten hierzulande zählt, legte in
der
Spitze um bis zu 14 Prozent zu. Bis zum Handelsende stand in einem etwas
festeren Markt noch ein Plus von rund zehn Prozent auf dem
Kurszettel. Händler führten dies auf das besser als erwartet
ausgefallene operative Ergebnis und die Aussicht auf Staatshilfe für
Hapag-Lloyd zurück. Außerdem könnte der angekündigte Verkauf von
Vermögenswerten Geld in die leeren Kassen von Tui spülen. Zuletzt
wurde von
einigen Analysten wegen der in den kommenden Jahren auslaufenden
Anleihen und Kredite bereits über die mögliche Insolvenz der Tui AG
spekuliert. 

    Der Marktwert des aus der Preussag AG hervorgegangenen Unternehmens
und frühe<DAX.ETR>itglieds  ist seit Jahren
rückläufig.
Alleine seit dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise verlor die Aktie rund
zwei Drittel ihres Werts. Anfang des Jahrtausends hatte eine
Tui-Aktie noch deutlich mehr als 50 Euro gekostet. Unternehmenschef
Frenzel steht deswegen und wegen seiner zahlreichen Konzernumbauten in
den vergangenen Jahren in der Kritik - unter anderem vom Großaktionär
John Fredriksen. Der norwegische Reeder hatte seit seinem Einstieg bei
Tui im Frühjahr 2007 immer wieder den Rücktritt Frenzels gefordert.
Dieser wurde allerdings immer wieder vom russischen Milliardär Alexej
Mordaschow gestützt./zb/sk/he
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