(neu: Aussagen zu Hapag-Lloyd, Aktienkurs, Analystenkommentar)

    HANNOVER (dpa-AFX) - Der weltgrößte Reisekonzern Tui 
ist im dritten Geschäftsquartal zwischen Aschewolke und Containerboom
knapp in die Verlustzone geraten. Die Schifffahrtsbeteiligung
Hapag-Lloyd konnte trotz ihres Rekordgewinns die Auswirkungen der
Flugverbote
nach dem Vulkanausbruch in Island nicht ausgleichen. Für das laufende
Geschäftsjahr bis Ende September rechnet der Vorstand dennoch mit
einem positiven Konzernergebnis. Die im MDax  notierte Aktie
rutschte bis zur Mittagszeit stärker als der Index um 2,40 Prozent
auf 7,738 Euro ab, nachdem sie bereits am Vortag mehr als vier Prozent
verloren hatte.

    In den Monaten April bis Juni reduzierte Tui den Verlust unter dem
Strich von 470,1 auf 9,4 Millionen Euro und schnitt damit besser ab
als von Experten erwartet. Hauptgrund für die Entwicklung ist die
frühere Konzerntochter Hapag-Lloyd, an der Tui nach Teilverkauf noch
mit
gut 43 Prozent beteiligt ist. Analysten zeigten sich von den Ergebnissen
der Reederei positiv überrascht.

CONTAINERGESCHÄFT BOOMT

    Im Vorjahr hatte Hapag-Lloyd wegen der Wirtschaftskrise tiefrote
Zahlen geschrieben und sogar Staatshilfe beantragt. Nun ließ der
Aufschwung der Weltwirtschaft Nachfrage und Preise für
Containertransporte kräftig steigen. Bereinigt um Sondereffekte
erzielte Hapag-Lloyd
vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen einen Quartalsgewinn (bereinigtes
EBITA) von 226 Millionen Euro, so viel wie nie zuvor. 

     Dennoch will sich Tui weiterhin von seinen Hapag-Lloyd-Anteilen
trennen, wenn auch nicht um jeden Preis. "Wir fühlen uns nicht unter
Zeitdruck", sagte Finanzvorstand Horst Baier. Schon jetzt kann sich Tui
einen Käufer für seine Beteiligung suchen. Ab dem Jahr 2012 hat der
Konzern das Recht, seine Anteile dem Hamburger Konsortium um den
Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne andienen, das bereits jetzt die
Mehrheit an Hapag-Lloyd hält. Die Entscheidung will die Tui-Führung
vom erzielbaren Verkaufserlös abhängig machen.

KNAUSERIGE URLAUBER

   Das Reisegeschäft litt unterdessen unter der Aschewolke und
knauserigen Urlaubern. Der Konzernumsatz - ohne Hapag-Lloyd - ging um
vier
Prozent auf knapp vier Milliarden Euro zurück. Wegen des Flugverbots
hatten Millionen Reisende an ihren Reisezielen festgesessen oder hatten
ihren Urlaub nicht antreten können. Zudem zeigten sich die Urlauber
weniger spendabel. Die Deutschen schauen trotz wachsender Reiselust
genauer auf den Preis, und in Großbritannien verstärkt sich der Trend
zum günstigen Last-Minute-Urlaub. Die an der Londoner Börse notierte
Veranstaltertochter Tui Travel    hatte
deshalb bereits am Dienstag ihre Gewinnerwartungen gekappt.

    Im dritten Quartal erlitt Tui Travel einen EBITA-Verlust von 99
Millionen Euro, nachdem das Unternehmen ein Jahr zuvor noch schwarze
Zahlen geschrieben hatte. Bereinigt um Sondereffekte blieb es mit 99,3
Millionen Euro in den schwarzen Zahlen. Der Tui-Konzern ist mit 57,5
Prozent an Tui Travel beteiligt. Im Kreuzfahrtgeschäft und bei den
eigenen Hotels, die direkt zum Hannoveraner Konzern gehören, konnte Tui
den operativen Gewinn steigern. Die Folgen des Vulkanausbruchs
bezifferte der Konzern nun auf 128 Millionen Euro, gut ein Viertel mehr
als
ursprünglich veranschlagt. 

GEWINN ERWARTET

    Für das Gesamtjahr peilt der Vorstand dank des Aufschwungs bei
Hapag-Lloyd ein positives Konzernergebnis an. Dabei bezieht er sich
allerdings auf das konsolidierte Ergebnis, einschließlich der
Gewinnanteile der anderen Gesellschafter von Tui Travel. In den ersten
neun
Monaten lag der Konzernverlust demnach bei rund 468 Millionen Euro,
wovon knapp 291 Millionen auf die Aktionäre des Tui-Konzerns entfielen.
Reiseveranstalter erzielen den Großteil ihres Gewinns im Sommerquartal
von Juli bis September, während sie vor allem im Winter hohe Verluste
schreiben./stw/zb
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