BONN/BERLIN (dpa-AFX) - Bei der Deutschen Post  droht in diesem
Jahr ein größerer Tarifkonflikt: Vor dem Hintergrund der Neuordnung
der Paketzustellung bei dem Bonner Logistikriesen kündigte die
Gewerkschaft Verdi am Dienstag die tarifvertraglichen Regelungen zur
Arbeitszeit zum 31. März. "Den einseitigen Vertragsbruch können wir
nicht hinnehmen", sagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Andrea
Kocsis. Man werde nun eine tarifpolitische Forderung zur Arbeitszeit
entwickeln, die den Vertragsbruch ausgleiche.

    Im Januar hatte die Post angekündigt, Regionalgesellschaften unter
dem Namen DHL Delivery GmbH zu gründen. Die dort Beschäftigten sollen
nach dem niedrigeren Tarif der Speditions- und Logistikbranche bezahlt
werden. Ziel des Unternehmens ist es, den Tarifabstand zu den
Wettbewerbern zu verringern.

    Es gebe überhaupt keinen Vertragsbruch, erklärte die
Personalchefin der Post, Melanie Kreis. Die von Verdi aufgekündigte
Regelung beziehe sich auf Mitarbeiter, die von der Gründung der neuen
Gesellschaften gar nicht betroffen seien. Die Forderungen von Verdi
würden die Schere zwischen der Post und ihren Wettbewerbern weiter
öffnen und dadurch die Sicherheit der Arbeitsplätze gefährden. Im
übrigen hätten bereits 3000 Mitarbeiter das Vertragsangebot für eine
unbefristete Tätigkeit in den neuen Gesellschaften angenommen, betonte
Kreis.

    Nach Ansicht von Verdi will die Post befristet Beschäftigte, die
bislang zu Konditionen des Haustarifvertrages arbeiteten, vor die Wahl
stellen, entweder ihren Job zu verlieren oder bei den neu gegründeten
Zustellfirmen zu schlechteren Bedingungen zu arbeiten. Für die rund 140
000 Tarifbeschäftigten stehen zudem Tarifgespräche ins Haus. Zum 31.
Mai ist der Entgelt-Tarifvertrag kündbar./ls/DP/tav